Muttenz, 25. November 2020

Sehr geehrter Herr Gemeinderat Jourdan, lieber Thomi

Die Grünen Muttenz bedanken sich für die spannende Online-Informationsveran-staltung Mittenza vom 11. November 2020. Die zahlreiche Teilnahme aus der Bevölkerung hat aufgezeigt, wie gross das Interesse an diesem Thema ist.

Die beiden ausgearbeiteten Projekte (Schulhaus+ und Kulturhaus+) wurden anschaulich dargelegt. Die Überlegungen des zuständigen Gemeinderates und des verantwortlichen Departementes sind sowohl in finanzieller, wie auch in inhaltlicher Hinsicht nachvollziehbar und differenziert ausgearbeitet.

Die Grünen Muttenz teilen die Meinung des Gemeinderates, dem Projekt Mittenza Kulturhaus+ den Vorzug zu geben und darauf zu verzichten, in der Mittenza einen Klassenzug der Primaschule unterzubringen. Aus unserer Sicht wird die vorgeschlagene multifunktionale Nutzung den aktuellen Bedürfnissen verschiedener Interessens- und Bevölkerungsgruppen jetzt und auch zukünftig gerechter und hat das Potential, ein generationenübergreifender Begegnungsort zu werden. Die Sanierung des Mittenza erfordert den Einsatz von hohen finanziellen Mitteln. Langfristig kann das Mittenza aber auf diese Weise als Wahrzeichen von Muttenz wiederbelebt werden und als Begegnungsort eine zentrale Funktion im Herzen unseres Dorfes übernehmen.

Neben der Erfüllung von bildungs-, sozial-, und kulturpolitischen Funktionen würden zudem gewisse Gewerbezweige (wie bspw. Einkaufsläden, handwerkliche Betriebe, Coiffeure, Restaurants, Cafés etc.) von einer Belebung des oberen Dorfteiles in erheblichem Masse profitieren. Das Kernstück des Kulturhaus+ ist, die Unterrichtsorte der Musikschule, Leitung Musik- und Primarschule an einem Ort zu vereinen und den Mittenza-Saal für Konzerte und Theateraufführungen auf vielfältige Art und Weise zu nutzen. Ein weiterer fundamentaler Aspekt vom Kulturhaus+ ist, dass ausreichend Platz und Möglichkeiten für Veranstaltungen verschiedener ortsansässiger Vereine vorgesehen sind. Die Vereine leisten einen unerlässlichen Beitrag für das soziale und kulturelle Leben in Muttenz. Zudem ist, wie in der Präsentation erwähnt, für die älteren Generationen die Oldithek im Kulturhaus+ anzusiedeln. Das hätte den Vorteil, dass das Mittenza für die älteren Menschen gut zugänglich ist und sie gleichzeitig weitere Angebote vor Ort nutzen könnten. Ein weiteres Kernstück des Kulturhaus+ ist die Idee einer Walk-in-Bibliothek oder Open-Space Library mit einem ausgesuchten und reduzierten Angebot für Ausleihe und „Schmökern“, welches ohne Konsumationszwang (ähnlich wie das Unternehmen Mitte in Basel) zum gemütlichen Verweilen für Jung und Alt einlädt.

 

Bezüglich Restauration gibt es gemäss Gemeinderat noch keine konkreten Vorschläge. Dabei ist aus unserer Sicht zu beachten, sollte dieser Teil vermietet werden, ein*e zukünftige*r Pächter*in mit einem vielfältigen und erschwinglichen Angebot die Besucher*innen ansprechen kann.

Die Argumentationen von Seiten Gemeinderat für das Projekt Kulturhaus+ sind gut und stringent. Sie entsprechen dem Puls der Zeit – Altbewährtes zu erhalten und gleichzeitig Platz für Neues zu schaffen.

Gerne würden wir Grüne Muttenz noch weitere Überlegungen und Ideen beisteuern, die bei der Planung berücksichtigt werden können. Betreffend Angebote für die ältere Generation wäre es sinnvoll, Überlegungen zur Schaffung einer Beratungsstelle und/oder Fachstelle für Altersfragen in die Mittenza zu integrieren. Das hat den Vorteil, dass die Mittenza gerade für ältere Menschen sehr zentral gelegen und gut zu Fuss, mit dem Velo aber auch mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar ist. Zudem würden wir es im Bereich Restauration als Chance betrachten, wenn die Möglichkeit zur Schaffung von integrierten Arbeitsplätzen oder Reintegrationsprojekte in den ersten Arbeitsmarkt miteinbezogen werden (analog wie bspw. die Institution Sinnenvoll). Es könnte ebenfalls sinnstiftend sein, Menschen, die Sozialhilfe beziehen oder Asylsuchende in ein solches Projekt einzubinden. Als Begegnungsort sollte es zudem möglich sein, sich in diesen Räumlichkeiten auch ohne Konsumationszwang aufhalten zu dürfen (Treffpunkt für alle, Lesen, Spielecke für Kinder – analog wie das Unternehmen Mitte in Basel). Weiter kann der Platz zwischen dem Gebäude-Ensemble vor allem in den wärmeren Monaten zum Verweilen genutzt werden, wenn Tische, Stühle und Sonnenschirme zur Verfügung stehen. Beim Restaurationsbereich mit Küche wäre es ebenfalls denkbar, Mittagstische für verschiedene Ansprechgruppen möglich zu machen. Diese Mittagstische könnten von den entsprechenden Interessengruppen selbständig organisiert werden. Auch besteht immer wieder Bedarf für Privatpersonen, geeignete Räume mit Möglichkeit zum Kochen für verschiedene Anlässe, wie Familienfeiern, kostengünstig mieten zu können.

Es lassen sich bestimmt noch viele weitere Ideen und Projekte spinnen, die in den Räumen der Mittenza entwickelt werden können. Auf jeden Fall hat das Projekt Kulturhaus+ uns dazu inspiriert, das Bild eines lebendigen und vielfältigen Zusammenlebens in Muttenz entstehen zu lassen.

Zum Schluss noch eine kurze Stellungnahme zur Schulraumplanung, welche nur am Rande erwähnt wurde. Die Grünen fänden es falsch, wenn nur aufgrund der kostengünstigsten Variante der Ausbau Donnerbaum-Schulhaus weiterverfolgt würde, während der Schulraum im Osten von Muttenz weiterhin zu knapp bleiben würde. Wir denken, eine Erweiterung des Standorts Breite (z.B. zusätzliches Schulhaus über unterirdischem Parkraum) oder ein neuer Standort Rothausstrasse müsste unbedingt gleichwertig und vorerst unabhängig von der Kostenfrage geprüft werden.

Weiter empfehlen wir, die nicht mehr benötigten Liegenschaften nicht leichtfertig und voreilig zu verkaufen. Stattdessen sind alternative Möglichkeiten wie Abgabe im Baurecht, Vermietung, Gebrauchsleihe etc. zu prüfen und einem Verkauf gegenüberzustellen.

An dieser Stelle nochmals besten Dank für das grosse Engagement von den zuständigen Mitarbeitenden und von Dir, Thomi. Es steckt sehr viel Arbeit drin. Aus unserer Sicht hat es sich aber gelohnt, denn das Projekt kann die Bevölkerung begeistern und darf unserer Ansicht nach auf eine breite Unterstützung zählen. Wir sind der Überzeugung, dass damit der richtige Weg für die Zukunft des Mittenza eingeschlagen wird.

Wir haben abschliessend noch folgende Frage. Ist es angedacht, eine Arbeits- oder Begleitgruppe unter Mitwirkung von verschiedenen Interessens- und/oder Bevölkerungsgruppierungen zu bilden? Wir würden dies begrüssen.

Besten Dank und liebe Grüsse

Barbara Lorenzetti

im Namen des Vorstands Grüne Muttenz

25. November 2020

Brief an Gemeinderat Tomi Jourdan

PDF:   Zur Zukunft des Mittenza